
Toleranz ist ja irgendwie etwas, was sich besser anhört als es schlussendlich wirklich ist. Toleranz bedeutet, dass wir etwas tolerieren, akzeptieren weil wir fast müssen, aber eigentlich ganz und gar nicht dafür sind. Es bedeutet, dass wir etwas beurteilen, das wir gar nicht zu beurteilen haben.
Wenn wir sagen, dass wir tolerant sind, werten wir meiner Meinung nach die andere Person damit gleich sofort ab.
Ich würde Toleranz gern abschaffen, denn eines Tages brauchen wir sie nicht mehr.
Dann wenn wir in einer Gesellschaft leben, die Diversität normal findet und Inklusion gelebt statt diskutiert wird. Dann braucht keine:r mehr toleranz zu sein, denn jede:r ist genau so akzeptiert und ein Teil des Ganzen, so wie er:sie ist.
Da schaut keiner mehr mit wertendem Auge hin, ob jemand hinein passt oder vielleicht doch nicht ganz. Da nennen wir niemanden mehr behindert oder beeinträchtigt, weil wir in unserer Gesellschaft niemanden mehr behindern.
Da wird nicht mehr auf andere Kinder gezeigt und gesagt, dass nicht mehr alle Eltern erziehen, sondern auch in diesem Bereich ist es akzeptiert, dass jede Familie das anderns handhabt.
Da werden Eigenschaften oder Eigenarten eines Menschen nicht mehr gewertet und beurteilt. Es ist okay, wild, lauter als andere oder still zu sein. Das ZU vor dem Adjektiv lassen wir weg.
Da wird im Menschen gesehen, wer er ist. Man reduziert ihn:sie nicht mehr auf eine Eigenschaft oder eine Begebenheit, die uns auffällt. Wie zB ein Rollstuhl oder eine Neurodiversität, sondern wir sehen diesen Menschen als Person.
Herkunft, Hautfarbe, Religion, Sprache finden wir normal und interessant statt beängstigend.
Wir sind uns bewusst, dass ganz vieles uns auch einfach einen Scheiss angeht. Warum müssen wir toleranz sein, wenn sich zwei Männer oder zwei Frauen lieben? Wenn eine Person einen männlichen Körper hat, sich jedoch als Frau identifiziert? Ob jemand dick oder dünn ist, Glatze trägt oder volles Haar? Sich, so wie wir finden, komisch benimmt oder anders?
Warum meinen wir, uns daran stören zu müssen oder sowas sogar erlauben zu dürfen, wo es uns doch eigentlich gar nicht betrifft und gar nichts angeht und uns dann tolerant zu nennen?
Ich bin einfach ganz fest dafür, dass man nicht tolerant ist, sondern respektvoll und offen. So, dass Menschen, die sich heute noch ganz fest anders fühlen, deswegen nicht mehr unsicher sein müssen, sondern dazugehörend und vollwertig.


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