Triggerwarnung


Es sind die Triggerwarnungen, die mich triggern. Überall sind sie zu finden, es gibt kaum noch einen Text, einen Bericht ohne.
Ich weiss, warum das so ist. Weil es nämlich vermutlich so ziemlich kein Thema auf dieser Welt gibt, von dem niemand getriggert wird. Mir hat mal eine Therapeutin gesagt, ich müsse mit ihrer Klientin, die auch meine war, so sprechen, dass sie auf gar keinen Fall von irgendwas getriggert wird. Das konnte aber irgendwas sein, es gab keine bestimmten Themen oder Worte. Einfach plötzlich. Vermutlich hätte ich aufhören müssen, mit ihr überhaut zu sprechen, um es zu umgehen. Es war sozusagen unmöglich. So habe ich normal weiter gemacht und wenn es mal vorkam, dass sie etwas getriggert hat, dann habe ich das mit ihr angeschaut.
Ich finde diesen Umgang miteinander normaler, als sich jedes Wort im Kopf zurecht zu drehen, um auf gar keinen Fall etwas Falsches zu sagen.

Ich bin sehr dafür, dass wir Menschen rücksichtsvoll miteinander umgehen. Aber es ist schon schwierig, zu kommunizieren, wenn man nie weiss, was wen triggern könnte. Was tut dann denn da am besten? Vor jeden Satz eine Triggerwarnung setzen? Möglichst nur noch Small Talk betreiben? Oder gleich gar nicht mehr kommunizieren, weil das dann wohl am sichersten wäre?

Ich glaube ganz fest, dass wir uns nicht von Themen dermassen triggern lassen dürfen, dass sie vermieden werden müssen. Wenn das so ist, ist man total im Ungleichgewicht und ein Ereignis / Thema schränkt uns zu sehr ein.
Ich weiss, ich kann das ganz einfach sagen. Aber es ist nicht so, dass ich keine Themen hätte, die mich triggern. Ich bin einfach ein Typ Mensch, der offen damit umgeht und Dinge aktiv verarbeitet. Wenn man das nicht selber kann, dann gibts da auch Hilfsmittel und Unterstützung.
Und ich weiss, es gibt unterschiedliche Themen und manche sind fast nicht zu verarbeiten. Ich verstehe das wirklich. Es gibt Menschen, die ganz schlimme Traumata von sehr schlmmen Erfahrungen davon getragen. In solchen Fällen kann es Angstzustände und weiss nicht was alles auslösen, wenn diese Themen aufkommen. Da gilt es tatsächlich Rücksicht zu nehmen. Ich weiss nicht, ob wirklich jedes Thema, jedes Trauma therapiert werden kann bzw SO therapiert werden kann, dass es sich tatsächlich auflöst. Aber vielleicht zumindest so, dass es kleiner wird.

Ich glaube, es ist gut, sich den Dingen zu stellen. Hinzuschauen statt eine dunkle Kammer zu schaffen, die nie wieder geöffnet werden darf. Denn das funktioniert so nicht. Nur schon das Wissen, dass diese Kammer überhaupt existiert, triggert. Und man wird immer mal wieder daran vorbei gehen müssen. Auch das triggert. Und es wird Menschen geben, die diese öffnen und das ist dann mega schlimm. Man wird versuchen, nicht mehr in die Nähe der Kammer zu gehen und das wiederum schränkt uns und wohl auch andere ein.
Also wäre es sicher viel besser, ganz besonders solche Kammern zu beleuchten. Sich mit ihnen zu befassen, hinein zu gehen und wenn nötig, mit Begleitung. Über diese Kammern zu sprechen, zu weinen, Angst zu haben, sich damit zu befassen und sie wirklich kennen zu lernen. Bis sie nicht mehr oder nicht mehr so grosse Angst macht. Dann nämlich kann diese Tür offen gelassen werden und vielleicht tuts noch weh, wenn man ihr wieder begegnet oder wenn sie sich öffnet und die Erinnerung uns ankickt. Aber sie ist nicht mehr so dunkel und nicht mehr so beängstigend wie vorher.

Ich finde es auch total okay, Themen zu haben, mit denen wir uns nicht gerne befassen möchten und das muss man ja dann auch nicht dauernd tun. Es sind aber doch Themen, die das Leben leider mit sich bringt und es wird immer wieder Menschen geben, die ähnliches erleben und die darüber erzählen möchten. Und ich finde, das sollte okay sein. Ohne Warnung.

Lasst uns miteinander so umgehen, dass wir uns unterhalten können ohne immer Angst haben zu müssen, aus Versehen in ein Fettnäpfchen zu treten. Und wenn wir das tun, dann darf das uns gesagt werden und gut ist.
Barrierefreier mit uns und miteinander umgehen sozusagen.

Eine Antwort zu „Triggerwarnung”.

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About Me

Mein Name ist Andrea und ich bin die Frau hinter den Worten und Gedanken in diesem Blog.
Alleinerziehende Mama eines Kindes im Autismus Spektrum, Sozialpädagogin und am Ende einfach ein Mensch auf dieser Erde wie jeder andere auch.