
Das menschliche Herz.
Ein etwa faustgrosses Organ in unserer Brust, das mit seinen rhythmischen Bewegungen als Pumpstation für die Blutversorgung unseres Körpers sorgt. Anatomisch gesehen besteht das Herz aus zwei Herzhälften. Zwischen den beiden Hälften befindet sich eine Wand genannt
Septum, die die beiden Hälften voneinander trennt. In der rechten Herzhälfte fliesst das
sauerstoffarme und in der linken das sauerstoffreiche Blut. Zudem besteht jede Herzhälfte aus einer Hauptkammer und einem Vorhof.
Pausenlos transportiert das Herz Blut in unseren Kreislauf und versorgt den ganzen Körper mit Sauerstoff und Nährstoffen.
Wenn ich meinen Kopf auf die Brust eines geliebten Menschen lege, höre ich seinen Herzschlag. Das funktioniert auch bei einem Menschen, den ich nicht liebe, aber die Wahrscheinlichkeit, dass ich meinen Kopf auf dessen Brust lege, ist eher gering. Jedenfalls schlägt sein Herz in Ruhe zwischen 60 und 80 Mal pro Minute.
In uns wohnt also ein Herz mit zwei Kammern und zwei Vorhöfen, denn so erklären wir uns das Herz aus anatomischer Sicht. Und doch ist das Herz so viel mehr als dieser Muskel, was es ja
eigentlich ist.
Spirituell und bildlich dargestellt wohnt in jeder:m von uns ein Herz mit unzähligen Kammern und Räumen, die von in Gefühle umgewandelten Gedanken entworfen, gebaut und eingerichtet wurden. Jeder einzigartig, jeder anders und jeder ganz persönlich unserer.
So gesehen ist jedes Herz eine kleine Wohnung. Faustgross zwar nur, aber sie bietet unendlich viel Platz, denn Emotionen verbrauchen räumlich gesehen kein Volumen. Sie sind transparent und ohne Körperlichkeit. So ist ein Herz also eigentlich genau wie die Tardis, «bigger on the
inside» (aus Dr. Who). Spannend, wie all diese Millionen Gedanken keine Masse und kein
Gewicht besitzen, und trotzdem manchmal einen ganzen Menschen vereinnahmen können, positiv wie negativ.
Und vielleicht ist dieses Herz ja das, was wir Seele nennen… Wer weiss das schon so genau?
Jedenfalls birgt es all unsere Sehnsüchte, Wünsche und Träume in sich, aber genauso auch all unsere Ängste und Traumata. Es gibt unserer Hoffnung Flügel und Vergangenem ein Zuhause.
Bei einer Giraffe befinden sich zwischen Herz und Gehirn etwa zwei Meter. Hals vor allen
Dingen. Beim Menschen werden das wohl geschätzte 40 cm sein.
Die beiden Organe arbeiten eng zusammen. Das eine liefert die Gedanken, das andere die Gefühle dazu. Kopf und Herz. Rationales und Emotionales.
Um gute Entscheidungen zu fällen ist es von Vorteil, alles, was wir dazu zur Verfügung haben, also Herz und Verstand, dafür zu nutzen. Das eine funktioniert ohne das andere nicht und umgekehrt ist es genauso. Beide werden voneinander geformt und beeinflusst. Menschen, die sich ausschliesslich als Herzmenschen oder als Kopfmenschen bezeichnen, sehen das meiner Meinung nach total falsch, denn sie sind immer beides.
Von oben nach unten fliesst alles, was wir kognitiv wahrnehmen und im Herzen werden diese Gedanken und Erlebnisse in Gefühle umgewandelt, kategorisiert und in einem geeigneten Raum abgespeichert. Total unbewusst, ununterbrochen.
So unterschiedlich wie wir Menschen und unsere Lebensgeschichten, unsere Wahrnehmung und unsere Gedanken sind, genau so unterschiedlich sind die Räume, die wir in unseren Herzen einrichten. Manches stellen wir im Raum gerade neben dem Herzschlag aus, hell und pulsierend, glückliche Erinnerungen, schöne Gefühle. Anderes ist in einem Kämmerlein weit hinten in
unserer Seele gut verschlossen versorgt. Von Zeit zu Zeit kommt es unerwartet zum Vorschein, macht uns traurig und schwermütig und mit tränennassen Händen verschliessen wir sie lieber wieder hinter einer Tür. Es gibt da Dinge, an die mögen wir uns gern erinnern und an andere
weniger. Einiges ist so gut verschlossen, dass wir im Laufe der Zeit sogar seine Existenz total vergessen haben. Es gibt Räume, die sind Bunker und es gibt Räume, die verhalten sich wie
Löchersiebe.
In einigen lieben wir es, uns aufzuhalten und in andern weniger. Wir besitzen Räume, von denen wir andern erzählen und es gibt solche, die geheim sind es für immer bleiben werden.
Ich glaube, es ist Menschen abzuraten, zu viele solche verschlossene Geheimtüren zu haben, denn es kann immer wieder passieren, dass sie, ausgelöst durch Erlebnisse plötzlich aufklappen und dass die austretenden Gefühle Chaos und Wirrwarr verbreiten. Diese Türe wiederum abzuschliessen und damit all das Chaos wieder komplett dahinter zu verbergen, braucht jedesmal viel Kraft. So ist es empfehlenswert, in den Herzensräumen möglichst aufzuräumen, damit man die Tür auch offen stehen lassen kann, ohne dass alles zusammenbricht.
So mancher Mensch hat in seinem Herzen hohe Mauern errichtet, um die Liebe und sich selbst dort für immer und ewig einzuschliessen. Das ist sehr schade, denn die Liebe ist ein Gefühl, das ganz viel Luft und Wärme braucht. Sie hat grosse, wunderschöne Flügel und tiefe Wurzeln. Sie will fliegen, frei sein und sich im Boden verankern. Nichts von ihrer Wärme und ihrem Glanz dringt durch die dicken Mauern hindurch. Und auch von aussen dringt nichts hinein.
So werden lichtdurchflutete Herzensräume voller Liebe und Hoffnung bei ganz vielen Menschen zu verschwindenden Orten.
Deswegen ist es ganz besonders wichtig, dass wir einander achtsam begegnen, damit Herzensräume offen und hell bleiben und Menschen ebenso. Damit licht- und liebe-durchflutete Räume in unseren Herzen keine verschwindenden Orte werden und die Welt nichts an Hoffnung und Liebe verliert, sondern unendlich viel dazu gewinnt…


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