Momentan ist ja die sogenannte Unschuldsvermutung in aller Munde. Es gibt tatsächlich Fälle, in denen jemand zu Unrecht für irgendwas beschuldigt wird und gerade wenn es sich dabei um sexuelle Taten handelt, kann das ganz schlimme Folgen für den:die Betroffenen haben. Wenn er:sie schuldig ist, sind die Folgen selbstverständlich die Konsequenz, die für eine solche Tat bestimmt worden ist und dann hat das seine Richtigkeit. Ist die Beschuldigung aber nicht gerechtfertigt, ist das dann in ganz vielen Fällen sehr schlimm, weil halt oft bereits ein Schaden entstanden ist und der geht nicht mehr 100% weg. Das ist, untertrieben gesagt, ungünstig.
Ich gehe davon aus, dass es dabei um nur einen kleinen Bruchteil der Anschuldigungen handelt und die allermeisten berechtigt und wahr sind.

Ich bin der Meinung, dass jeder Anschuldigung nachgegangen werden muss. Jede Person, der Gewalt angetan worden ist, egal welcher Art, soll ernst genommen werden. Das ist zwingend notwendig.
Würden sich die Vorwürfe als erfunden und nichtig erweisen, ist dann die beschuldigte Person das Opfer einer Gewalttat. Wenn nicht, ist er:sie der:die Täter:in.

Ich denke, das Problem in ganz vielen Situationen ist es, dass alles und jedes in den Medien herumgeschleppt und diskutiert wird, bevor Klarheit herrscht und das macht alles immer noch viel, viel schlimmer. So wird alle aufgebauscht und eigentlich weiss niemand mehr so genau, was Fakt ist und was erfunden und dazugedichtet.

Ein Alarm wird ernst genommen und zwar immer.
Also, wenn eine Person erzählt, dass ihr etwas passiert ist, dann wird das ernst genommen. Es wird zugehört, es wird sicher gestellt dass sie okay ist oder. dass sie Hilfe bekommt und es wird überprüft, was überhaupt passiert ist.
Wenn bei der Feuerwehr ein Anruf eingeht, ein Haus brenne, dann fahren die dort hin und löschen. Und wenn es nicht notwendig ist oder wenn es ein Fehlalarm war, dann fahren die wieder nach Hause. Das wird wahrscheinlich Konsequenzen haben für den Anrufer.
Geht bei mir bei der Arbeit der Alarm ab, dann evakuieren wir. Alle werden in Sicherheit gebracht und die zuständige Person prüft, was los ist. Und wenn das ein Fehlalarm war, war es halt dann eine Übung, was auch nichts schadet.

Die Unschuldsvermutung ist eine Vermutung. Im Zweifelsfalle für den Angeklagten. Und doch muss sicher gestellt werden, dass nichts passieren kann und dass alle sicher sind, bis die Sache geklärt ist.
Im Fall von Herrn Lindemann ist es genau so. Wenn trotz allem noch Konzerte statt finden und vermutlich ist das durchaus okay, denn auf der Bühne ist ja nichts passiert, er darf also seinen Beruf noch ausüben. Aber es kann sichergestellt werden, dass vor dem Konzert, in den Pause und danach nichts passieren kann. Und das funktioniert beidseitig. Also wenn man gewisse Rahmenbediungungen verschärft, wird keiner Frau etwas passieren dort, aber es kann auch nicht passieren, dass ihm jemand etwas vorwirft, was nicht wahr ist. Einfach, weil nichts stattfindet.

Ich möchte mich nicht zu sehr aus dem Fenster lehnen, aber ich würde mich eher zurückhalten, jemanden in Schutz zu nehmen und zu behaupten, dass er:sie sowas nie tun würde, nur weil ich seine Musik mag oder was auch immer. Schlussendlich ist jederzeit immer alles möglich.

Eine Unschuldsvermutung ist ja irgendwie auch immer eine Schuldsvermutung. Zu einzelnen Fällen kann niemand eine Meinung haben. Es sind nur Hypothesen und die eigenen Vorstellungen und ich finde, die sollte man ganz dringend für sich behalten, denn es passiert so vieles, das wir uns kaum oder gar nicht vorstellen können.
Was die Wahrheit ist, wissen nur die, die dabei waren.