Vom Wert der Dinge


Je mehr Jahre ich auf diesem Planeten lebe, in diesem Leben Erfahrungen sammle, desto mehr Mühe habe ich mit der Angewohnheit des Menschen, alles und jede:n immerzu zu bewerten. Nicht zu werten geht gar nicht. Wir messen alles daran, ob es uns gefällt und ob wir es als „gut“ oder „schlecht“ empfinden. Dieses Werten ist nicht nur total subjektiv, sondern auch total unnötig, wenn man es mal genauer betrachtet. Selbstverständlich dient das Werten und das Beurteilen von Menschen und Dingen zu unserer Orientierung. Es hilft uns, uns eine Meinung zu bilden, uns abzugrenzen oder herauszufinden, was oder wer uns interessiert. Das ist natürlich wichtig.
Und doch glaube ich, dass wir viel zu viel werten und dass es in den meisten Situatioin nicht nötig ist. Wir werten nicht nur zu unserer Orientierung, sondern auch, um andere Zwecke zu bedienen. Werten – und vor allem ABwerten – kann sehr grossen Schaden anrichten bei andern Menschen, ich finde das muss man sich durchaus bewusst sein.

Zudem ist das Werten ja das eine. Es andern mitzuteilen ist das andere. Ist da wirklich immer notwendig? Muss man wirklich über alles und jede:n eine Meinung haben und brauchen die auch wirklich alle zu wissen?
Ich finde dazu, dass das unnötig ist. Ich will mir nicht zu allem eine Meinung machen müssen und möchte mich darauf achten, diese dann auch so mitzuteilen als das, was sie eigentlich ist. Nämlich meine subjektive Wahrnehmung. Ausser es geht darum um Themen, in denen ich mich mega gut auskenne. Dann ist es natürlich etwas anderes.

Ich finde auch, man sollte sich immer bewusst sein, dass das was ICH negativ bewerte oder als wertlos erachte, weil es für mich keinen Mehrwert bedeutet, für jemand anderen die Welt bedeuten kann. Das können Gegenstände, Orte oder auch Menschen sein. Deswegen ist es ganz bestimmt angebracht, allen und allem mit Respekt zu begegnen und Sorge zu tragen. Das hat wohl eh noch nie jemandem oder etwas geschadet…

6 Antworten zu „Vom Wert der Dinge”.

  1. Was für ein schöner, wertschätzendender und so stimmiger Kommentar – danke für das Teilen. ❤️

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  2. Sehr zutreffend. Ich denke, gesellschaftlich wird das auch irgendwie suggeriert, dass man zu allem und jedem eine Meinung haben soll, dass man nicht neutral bleiben kann, und dass es eine persönliche Schwäche ist, keine Meinung zu etwas zu haben. Dabei ist dieses Bewerten und oft Verurteilen nicht nur überflüssig, sondern kann auch sehr verletzend sein. Ich empfinde es auch als Verschwendung wertvoller Energien, die man für anderes besser einsetzen könnte.

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  3. Ich glaube, alle Menschen werten. Aber souveräne Menschen sind sich dessen bewusst und tun es wenige und vor allem wertschätzender.

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  4. Wer wertet stellt einen Vergleich her zwischen sich selbst und dem anderen. Das kann alles Mögliche sein, Menschen, Meinungen, Ansichten usw. Vergleiche und Urteile setzen, anders als Meinungen, eine hierarchische Selbsteinschätzung voraus. Aus einer erhöhten Position des (Besser-) Wissens, vergleicht man, wertet man. Somit suggeriert man, daß Recht dazu zu haben und stellt sich selber als kompetente Instanz dar. Man erhöht sich selber.
    Souveräne Menschen werten nicht.

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  5. Es wird so viel menschliches Leid mit diesem beständigen (Be)werten, (Vor)urteilen und (in Schubladen) Einordnen angerichtet, dass ich mir mitunter ganz hilflos und verzweifelt vorkomme. – Nichts wird so sehr ignoriert und ausgeblendet, als dass Mensch, Natur, Schöpfung, Gesellschaft so komplex und vielfältig sind, dass es auf vermeintlich einfache Fragen kaum noch eine einfache Antwort gibt. – Aber so wenige Menschen sind wirklich bereit, zu hinterfragen, zu differenzieren, zuzuhören, Dinge, Meinungen, Eindrücke erst einmal sacken zu lassen. Behutsamkeit, Rücksicht, Sensibilität, Bedachtsamkeit, sind Fremdworte, werden als „Unentschlossenheit“, „Zögerlichkeit“, „Schwäche“ angesehen.

    Meinungs- und Menschenbilder sind heute ganz schnell „fertig“, und wer denen nicht entspricht, ist bestenfalls nicht „en vogue“, meist aber mindestens ein Sonderling oder gar Abweichler, der entweder keine oder „spezielle“ Aufmerksamkeit „nötig“ hat.

    Ich bin das alles sehr,.sehr leid …

    Dankeschön für Deine überlegten, wichtigen Gedanken. Liebe Grüße! ✨💚

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  6. Es ist mittlerweile so einfach, unpersönlich seine oft überflüssige Meinung kundzutun, über andere (Personen/Meinungen/Dinge..) zu urteilen.. unerkannt und in Sekunden. Man steht im Mittelpunkt. Für einen Moment.

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About Me

Mein Name ist Andrea und ich bin die Frau hinter den Worten und Gedanken in diesem Blog.
Alleinerziehende Mama eines Kindes im Autismus Spektrum, Sozialpädagogin und am Ende einfach ein Mensch auf dieser Erde wie jeder andere auch.